Mein LinkedIn-Profil ist meine Online-Visitenkarte

Thoman Gaiswinkler ist LinkedIn Enterprise Account Executive für die D-A-CH-Region. Im STEIL-Interview erzählt er unter anderem über die Verwendung von LinkedIn als B2B-Marketingund Recruiting-Tool, die Relevanz von Offline-Kontakten in der heutigen Businesswelt und gibt Tipps für die optimierte Nutzung des persönlichen Profils.

STEIL: Herr Gaiswinkler, Sie sind nun bereits mehrere Jahre für LinkedIn tätig. Was hat Sie in die Welt des Karrierenetzwerkes geführt?
Gaiswinkler: Witzigerweise war es tatsächlich purer Zufall. Im Herbst 2017 war ich auf LinkedIn und stellte mir irgendwann die Frage, ob LinkedIn denn auch Büros im deutschsprachigen Raum hat. Zwei Klicks später wusste ich nicht nur, dass LinkedIn Büros in Graz und München hatte – später kam auch noch Berlin hinzu – sondern auch, dass es gleich mehrere offene Stellen im Vertrieb gab. So kam es zu meiner Bewerbung, der Einladung zum Interview und im April 2018 hatte ich meinen ersten Arbeitstag.

Welche Aufgabenbereiche umfassen Ihre Tätigkeiten?
Gaiswinkler: Ich arbeite im Neukundengeschäft für die sogenannten Enterprise Accounts. Mein Fokus liegt somit auf den größeren Unternehmen und darauf, diese als neue Kunden zu gewinnen. Die Aufgaben reichen von allgemeinen Beratungsterminen, dem Präsentieren unserer Produkte über detaillierte, technische Abstimmungen bis hin zu den Vertragsverhandlungen.

Wie würden Sie das Nutzer*innen-Verhalten im D-A-CH-Raum im internationalen Vergleich beschreiben?
Gaiswinkler: Der D-A-CH-Raum ist einer der wichtigsten Märkte für LinkedIn und weist seit Jahren kontinuierlich starkes Wachstum auf. Wir zählen hier mittlerweile über 17 Millionen Mitglieder – Tendenz steigend – und ihre Aktivitätsraten gehören zu den höchsten weltweit. Durch das große Vertrauen unserer hiesigen Geschäftskund*innen liegt der D-A-CH-Raum zudem, bezogen auf den erwirtschafteten Umsatz, im weltweiten Vergleich auf Platz drei. Das alles werten wir als großartige Indikatoren für den Mehrwert, den LinkedIn unseren deutschsprachigen Mitgliedern und Kund*innen bietet.

Millionen Menschen präsentieren sich und ihre Fähigkeiten auf Online-Karriereplattformen. Wie wichtig ist solch ein Profil in der heutigen Zeit?
Gaiswinkler: Ich persönlich sehe mein LinkedIn-Profil als meine Online-Visitenkarte und auch als meinen digitalen ersten Eindruck. Natürlich kann man selbst am besten beantworten, wie man wahrgenommen werden möchte. Es ist ein großer Unterschied, ob ich momentan auf Jobsuche bin und mich dahingehend präsentieren möchte oder ob ich als fachlicher Ansprechpartner für gewisse Themen gefunden werden möchte.

Einmal angemeldet, heißt es zunächst Kontakte sammeln. Wie viele Kontakte sind notwendig, um das Potenzial von LinkedIn voll ausschöpfen zu können?
Gaiswinkler: Diese Frage ist mit einer einfachen Zahl nicht zu beantworten, denn wie so oft im Leben kommt es auf mehrere Dinge an. Wo stehe ich in meinem Berufsleben? Als Berufseinsteiger* in habe ich natürlich bisher weniger berufliche Kontakte knüpfen können und baue mein Netzwerk gerade auf. Als Mensch mit langjähriger Erfahrung habe ich bereits ein Netzwerk und dadurch auch mehr Kontakte. Mein Tipp ist, das eigene Netzwerk nach und nach und in Ruhe aufzubauen. Zudem kann man Personen zuerst folgen, bevor man eine Vernetzungsanfrage sendet.

Ablehnen oder annehmen? Wer sollte überhaupt in das persönliche Netzwerk aufgenommen werden?
Gaiswinkler: Das ist in jedem einzelnen Fall eine persönliche Entscheidung. Wenn das eigene Netzwerk aus Menschen besteht, die man tatsächlich kennt und mit denen man Gemeinsamkeiten hat, so haben diese Verbindungen das Potenzial, sich positiv auf
das eigene Berufsleben auszuwirken. Sei es durch eine persönliche Empfehlung, einen professionellen Rat oder durch fachliche Einblicke. Auch hier wäre mein Rat, mehr auf die Qualität der Kontakte und weniger auf die Quantität zu achten.

Ein starkes Netzwerk ist in der Berufswelt essenziell. Wie können Online-Kontakte zu Offline-Kontakten
werden? Wie wichtig sind Offline- Kontakte heutzutage?
Gaiswinkler: Offline-Kontakte sind, ohne Frage besonders wertvoll, da Menschen auch nonverbal kommunizieren und sich bereits bestehende, positive Eindrücke dadurch festigen. Man lernt jemanden beim gemeinsamen Essen eben nochmals anders kennen als im Digitalen. Der Transfer von online zu offline ist überraschend einfach: Man lernt sich online kennen und schätzen und trifft sich irgendwann im realen Leben. Die Situationen könnten vielfältiger nicht sein: Veranstaltungen, Firmenbesichtigungen oder einfach ein gemeinsamer Kaffee.

LinkedIn fungiert als Recruiting-Tool. Welche Tipps können Sie Studierenden geben, um sich für potenzielle Arbeitgeber*innen besser zu präsentieren?
Gaiswinkler: Ein einfacher Wechsel der Perspektive hilft dabei. Welche Branchen bzw. Jobs sind für mich von Interesse und was sind dort die gängigen Kenntnisse und Fähigkeiten, nach denen gesucht wird? Welche davon kann ich vorweisen und sind diese
auch in meinem Profil ersichtlich? Der Einsatz der richtigen Stichwörter erhöht deutlich die Chance, gefunden zu werden.

Hochformell oder Business Casual – was kommt beim Profilfoto besser an?
Gaiswinkler: Das hängt sehr stark von der eigenen Person und auch etwas von der Branche ab. Über Geschmack lässt sich bekanntlich aber schlecht streiten. Einen Tipp zum Bild habe ich aber. Achtet darauf, dass euer Profilfoto eure Professionalität widerspiegelt, euch aber auch ansprechbar macht und ein wenig von eurer Persönlichkeit zeigt.

Welche No-Gos sollten bei der Nutzung von LinkedIn beachtet werden?
Gaiswinkler: Bevor ich jemanden kontaktiere, etwas poste oder kommentiere, stelle ich mir immer dieselbe Frage: Würde ich das im echten Leben auch so sagen? Ist die Antwort darauf nein, so mache ich es nicht. Ein respektvoller und unterstützender Umgang untereinander ist essenzieller Bestandteil unserer Community-Richtlinie. Auch empfehlen wir unseren Mitgliedern immer, mit den eigenen Beiträgen anderen immer einen Mehrwert zu liefern. Statt beispielsweise lediglich zu dokumentieren, dass ich bei einem Vortrag war, teile ich die für mich wichtigsten Erkenntnisse mit meiner Community.

LinkedIn bietet neben dem kostenlosen Basisprofil ein Premium-Upgrade. Wie viele österreichische Studierende
nutzen dieses? Wann macht solch eine Premium Mitgliedschaft Sinn?
Gaiswinkler: Die Anzahl aktiver Premium- Mitgliedschaften wird von LinkedIn nicht in dem Detailgrad kommuniziert. Unser Anspruch ist allerdings, unseren Mitgliedern bereits in der Basisversion den Großteil der wichtigsten Funktionen zur Verfügung
zu stellen. Die Details der unterschiedlichen Premium-Varianten und ihre Vorteile können transparent direkt in LinkedIn eingesehen und für 30 Tage gratis getestet werden.

Während der Corona-Pandemie wurde LinkedIn regelrecht zum Business- Instagram und stellt für Unternehmen
einen Schlüssel zu neuen Aufträgen dar. Wie bewerten Sie diese Entwicklungen?
Gaiswinkler: Die aktuell herausfordernde Zeit hat gewisse Trends der Digitalisierung in Bereichen wie Marketing, HR und auch Vertrieb beschleunigt und sogar verstärkt. Personen interagieren immer stärker mit Marken und suchen den Austausch. Zeitgleich werden Mitarbeiter*innen als sogenannte Corporate Influencer immer wichtiger. Kommunikation im Allgemeinen ist im Wandel und auch das Kaufverhalten im B2B ändert sich. Diesen strukturellen Wandel möchten wir gemeinsam mit unseren Mitgliedern und Kund*innen gestalten.

Welche strategischen Veränderungen erwarten Sie allgemein in der Nutzung von LinkedIn als B2B-Marketingtool?
Gaiswinkler: Eine der großen Veränderungen im B2B-Marketing, welche ich in meinen Gesprächen mit Kund*innen wahrnehme, ist die zunehmende Komplexität von Kaufentscheidungen. Waren es früher einige, wenige Personen, die es zu erreichen und zu überzeugen gab, so sind es heutzutage viele. Zeitgleich ist die Personalisierung der Botschaften für die  einzelnen Zielgruppen so wichtig wie noch nie. Für B2B-Marketing bedeutet dies, dass immer mehr Know-how zu den eigenen Zielgruppen gefragt ist. Hierzu kann LinkedIn unseren Kund*innen mit Analysen, Tools und den passenden Insights zur Seite stehen.

Wo sehen Sie die größte Herausforderung für LinkedIn in den kommenden Jahren?
Gaiswinkler: Unser Mission Statement lautet: Create economic opportunity for every member of the global workforce. Wir wollen unseren Mitgliedern also als eine Art Kompass zur Seite stehen, der sie in jeder Phase ihres Berufslebens unterstützt, ihnen berufliche Chancen auftut und es ihnen ermöglicht, sie zu nutzen. Daran werden wir weiterhin mit großer Begeisterung arbeiten.

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