Bitmovin: Mit einem Video-Player von Klagenfurt ins Silicon Valley

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Bitmovin hat es in nur fünf Jahren mit Millioneninvestments bis ins Silicon Valley geschafft. Ihr innovativer cloudbasierter Video-Player ermöglicht Streaming – live oder on-demand – ohne nerviges Puffern und wird bereits von großen TV- und Medienhäusern auf der ganzen Welt genutzt.

 

Die Idee

„Bis 2021 werden 82 Prozent des Internetverkehrs durch Videos verursacht“, prognostiziert CTO und Co-Founder Christopher Müller. Und so bietet ‚Bitmovin‘ Komplettpakete für Technologieunternehmen: Flexible Encoding-Lösungen, mit denen sie große Datenmengen hoch qualitativer Videos komprimieren und schnell wieder dekomprimieren können.

Den ‚HTML5 Adaptive Video Player‘, der auf allen gängigen Browsern und Geräten läuft, sowie mit ‚Video Analytics‘ ein individualisierbares Hintergrundprogramm, mit dem die Unternehmen das Verhalten ihrer KundInnen tracken, analysieren und so ihr Angebot optimieren können. Für uns Endnutzer bedeutet das: Video- Streaming funktioniert auch mit schmalen Bandbreiten, zum Beispiel am Smartphone, ohne Buffering.


Die Gründer

Während ihres Informatikstudiums an der Alpe-Adria-Universität Klagenfurt forschten Christopher Müller und Stefan Lederer zur Entwicklung eines internationalen MPEG-Dash-Standards – sie entwickelten Video-Player und arbeiteten an neuen, verbesserten Video-Streaming- Lösungen. Schnell merkten die beiden Kärntner, dass ihre Software viel besser war als die Lösungen großer Konzerne wie Apple oder Microsoft, die ebenfalls mitforschten.

In Klagenfurt pufferte es nicht mehr. Und so gründeten Müller und Lederer 2013 ‚Bitmovin‘ und stellten Unternehmen jene Online-Videotechnologien zur Verfügung, die heute von YouTube und Netflix verwendet werden.

Die Bitmovin Gründer Christopher Müller und Stefan Lederer. (c) Bitmovin


Der Erfolg

Der Aufstieg des Start-ups war beinahe schwindelerregend. 2014 bekam ‚Bitmovin‘ Fördergelder vom AWS (austria wirtschaftsservice) und dem KWF (Kärntner Wirtschaftsförderungs Fonds), zudem stiegen ‚Speedinvest‘ sowie der österreichische Konzern ‚Constantia Industries‘ ein.

2015 wurden die Gründer als erstes österreichisches Unternehmen beim amerikanischen Accelerator-Programm ‚Y-Combinator‘ aufgenommen und erhielten 10,3 Millionen US-Dollar.

Inzwischen werden wir von Top-Investoren wie Atomico sowie Branchenführern wie dem früheren VP-Engineering von Netflix, dem ehemaligen CTO von Cisco, dem Gründer von Unity3D unterstützt,

berichtet der Co-Founder Christopher Müller, „zu unseren Kunden zählen die weltweit führenden Medien- und Technologieunternehmen, darunter Ooyala, RTL, Pro7Sat1, Bouygues Telecom, Technicolor, Televisa und Zattoo.“ Aktuell beschäftigt ‚Bitmovin‘ über 60 MitarbeiterInnen in acht Ländern, wovon rund 60 Prozent im Engineering arbeiten.

„Unser Erfolgsgeheimnis sind sicherlich unsere Mitarbeiter. Abgesehen davon, dass sie absolute Experten in ihren Fachgebieten sind, trägt jeder einen wichtigen Teil zu unserer Unternehmenskultur bei“, so Müller. Weitere Erfolgsfaktor seien die klare Fokussierung auf ‚First Tier Supplier‘ – Lieferanten, die direkt an Produzenten eines Produkts oder eines komplexen Bauteils liefern – sowie die ständige technische Weiterentwicklung.

 

Accelerator ‚Y Combinator‘

Für nur sechs Prozent Firmenanteile versorgt der US-amerikanische Risikokapitalgeber Start-ups in der Gründungsphase für einen Zeitraum von drei Jahren mit Geld, Ratschlägen und Kontakten. Y-Combinator geht höchst selektiv vor und ist damit maximal erfolgreich: Der Gesamtwert ihrer geförderten Unternehmen wird auf 7,8 Milliarden US-Dollar geschätzt, was einem Durchschnittswert von 45,2 Millionen US-Dollar pro Firma entspricht. 


Der Ausblick

Auch in diesem Jahr haben sich die Kärntner einiges vorgenommen: „Wir wollen eine weitere erfolgreiche Finanzierungsrunde abschließen und mit dem frischen Geld weiter expandieren. Das heißt, unsere Mitarbeiterzahl soll sich auf 120 verdoppeln.

Darüber hinaus werden wir Offices in London, Berlin und New York eröffnen.“ Langfristig soll ‚Bitmovin‘ den Video-Bereich dominieren und ein sogenannter ‚Category- Leader‘ in dieser Sparte werden, vergleichbar zu ‚Cisco‘ im Bereich ‚Networks‘ oder ‚Salesforce‘ für ‚Sales- Automation‘.

3 Tipps zur Gründungsphase von Christopher Müller

1. Als Gründer braucht man vor allem Leidensbereitschaft. Am Anfang gibt es kein Geld, keinen Product-Market- Fit, keine Mitarbeiter, die einen unterstützen. Auch wenn es Rückschläge gibt – und die wird es geben – sollte man dranbleiben.
2. Als Zweites brauchst du Risikobereitschaft. Es wird immer Personen geben, die dir sagen, dass es so nicht geht. Davon solltest du dich nicht aus der Bahn werfen lassen!
3. Du solltest für deine Idee brennen und dich nicht gegen Expertenrat versperren.

 

Dieser Artikel ist zuvor im Steil-Magazin 05.2018 erschienen. 
Fotocredits: (c) Bitmovin

Autorin
Miriam Kummer
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