Drink-Trends: Was wird morgen dein Essen ersetzen?

Auf welchen Drink konnte 2010 niemand verzichten, wo trifft man sich heute in der Mittagspause und was wird morgen dein Essen ersetzen? Zwei Antworten und eine Businessidee:


VON GESTERN


Bubble Tea
2010 war das Jahr von Ke$ha und das Jahr des Bubble Teas. Um beide ist es nicht mehr besonders gut bestellt. Man fand sie zeitweise an jeder Ecke – die Bubble-Tea-Läden, nicht den Popstar. Im Sommer 2010 nahm gar McDonalds den Siruptee ins Angebot auf. 2011 gab es in Berlin über hundert Geschäfte, in denen man die globalisierte Version des taiwanesischen Traditionsgetränks in unzähligen quietschbunten und zuckerlsüßen Varianten bekam. Selbst in Wien (das damals trendmäßig noch Lichtjahre hinter der deutschen Hauptstadt zurücklag) führte allein die Franchisekette „Tea-Licious“ zehn Geschäfte. Dass Bubble Tea kein „Superfood“ war (ein Begriff, den es back in the days zum Glück noch nicht gab), hatte wohl jeder geahnt. Aber eine im Herbst 2012 veröffentlichte Studie über krebserregende Stoffe in ein paar der Teepülverchen war dann doch zu viel. Und zack, waren alle Horte der kapitalistisch-kulinarischen Diabetesförderung wieder verschwunden. Die Wahrscheinlichkeit dass man dem Bubble Tea in nicht so ferner Zukunft am Weg in die Vorhölle auf einer Ü30 Party (am DJ-Pult: Eberhard Forcher) begegnen wird, ist allerdings sehr hoch.


VON HEUTE


Saftbars
In Asien, Australien und Südamerika gab es schon seit der Erfindung des elektronischen Mixers Straßenverkäuferinnen, die aus den frischen Früchten vom Baum nebenan leckere Smoothies mixten. Zum Trend wurden die frischgepressten Säfte aber erst durch die coolen Juice Bars in Los Angeles, die dort Anfang der 2010er Jahre entstanden. „Eine vitaminreiche Art der Nahrungsaufnahme“, dachten sich viele Models, „gut gegen den Kater“, freute sich mancher Hollywood-Star. In Europa durch den Mangel an süßen exotischen Früchten anfangs noch undenkbar (Apfel-, Birnen- und Karottensaft ist schließlich auch in Kombination nicht ganz so fancy), wagten die Gründer der „Juice Factory“ Ende 2012 das Experiment „Saftbar“ im ersten Bezirk – inzwischen verfügen sie über drei Standorte. Auch Rauch erkannte das Potential und pushte sein Image durch frischgepresste Säfte mit ausgefallenen Namen, die in Wirklichkeit nicht viel mit ihren nektarhaltigen Packerl-Säften aus dem Supermarkt-regal gemeinsam haben. 2016 gibt es in Wien über 40 Take-Away Shops und Lokale, die sich auf den Verkauf von frischgepressten Säften spezialisiert haben – auch wenn die Supermärkte mit ihrem Smoothie-Angebot längst aufgerüstet haben. McDonalds ist übrigens nicht dabei, die verdauen noch ihren Bubble-Tea-Misserfolg.


VON MORGEN


Soylent
Nahrungsmittelbeschaffung ist zeitaufwändig und manchmal nervig. Dachte sich auch ein amerikanischer Informatiker – den man wohl nicht als Genussmenschen bezeichnen muss – und entwickelte „Soylent“. „Soylent“ schmeckt ungefähr so sexy, wie es klingt: Nach gar nichts. Den Zweck erfüllt es trotzdem: Das geschmacksneutrale pulverbasierte Getränk aus braunem Reis, Hafermehl, Sonnenblumenöl, zugesetzten Vitaminen und Mineralien hält den Organismus am Laufen und stört sonst nicht weiter. Den Einkauf erledigt man monatlich gemütlich im Online-Shop, für ganz Faule (oder Fleißige) gibt es das Basispulver schon in flüssiger Form aufbereitet. Astronautennahrung für Sesselpicker und Computerspielsüchtige quasi. Vegan ist das Gesöff auch. Das enthaltene Reisprotein ist halt ein bisschen genmodifiziert. Was aber dank TTIP auch bald kein Problem mehr sein dürfte. Dem nächsten Hype steht dann nach dem Abflauen der Bio- und Paleowelle wirklich nichts mehr im Wege. Unsere Tipps für die Marktreife: Eine feste Version in Riegelform für all jene, die zumindest mit dem Kiefer in Bewegung bleiben möchten und ein paar verschiedene Geschmacksrichtungen für den besonderen Kick.

 

Headerfoto: (c) Toa Heftiba via Unsplash

Autor
Jakob Bergmann
Share
facebook twitter whatsapp email
Events
Top Artikel
NACH OBEN