Von Katharina Granzner
Eine traurige Tatsache des Jahres 2020 ist, dass das Gehalt bzw. der Lohn von Frauen und Männern noch immer Unterschiede aufweist. Das konservative, längst veraltete Rollenbild hat unsere Gesellschaft noch immer nicht ganz abgeschüttelt. „Frauen schmeißen den Haushalt und kümmern sich um die Kinder, der Mann macht Karriere und bringt das Geld nach Hause.“ Die Rollenverteilung hat sich geändert, Frauen wollen nun auch die Arbeitswelt im Sturm erobern und Väter möchten mehr Zeit bei ihrem Nachwuchs verbringen. Die Balance zwischen Beruf und Privatleben wird nun anders gehandhabt als früher. Genau aus diesem Grund muss auch die Einkommensdifferenz von Männern und Frauen angepasst werden. Männer dürfen nicht mehr für gleiche Arbeitsleistung erhalten als Frauen! Laut einer Studie verdienen Frauen, die Vollzeit beschäftigt sind, 18 % weniger als Männer im selben Beschäftigungsverhältis. Dieses Phänomen des Einkommensunterschieds des durchschnittlichen Brutto-Stundenlohns von Männern und Frauen wird als Gender Pay Gap bzw. auch „Lohnlücke“ bezeichnet.
Der Equal Pay Day in Wien fällt laut Arbeiterkammer dieses Jahr auf den 11. November
Diese durchschnittlich ungleiche Bezahlung der Geschlechter war 2018 in allen Berufsgruppen vertreten, von Hilfskräften bis hin zu Akademikern und Akademikerinnen. Das zeigt, dass diese Unterschiede sich nicht auf die mangelnde Ausbildung abwälzen lassen, sondern ganz klar auf die Schlechterstellung des weiblichen Geschlechts zurückzuführen sind.
Nicht nur während der Berufstätigkeit bekommen Frauen die Einkommensdifferenz zu spüren, sondern auch die Pension fällt deshalb für das weibliche Geschlecht geringer aus.
Ursachen des Gender Pay Gap
Es gibt viele verschiedene Theorien, welche Aspekte den Gender Pay Gap beeinflussen. Eine Annahme ist die unterschiedliche Berufs- und Branchenwahl von Männern und Frauen. Ein anderer Ansatz greift die Tatsache auf, dass Frauen weit häufiger einem Teilzeitjob nachgehen. Der Gender Pay Gap könnte aber auch auf den ungleich verteilten Arbeitsanforderungen in Bezug auf Führung und Qualifikation zurückzuführen oder dem Phänomen geschuldet sein, dass Frauen bei Gehaltsanforderungen zurückhaltender sind als Männer.
Weiterentwicklung?
Eine Verbesserung der Einkommenslücke ist nur minimal zu erkennen. Der Rücklauf der Lohnunterschiede in den vergangenen zwölf Jahren betrug 5,3 Prozent. Kein Geheimnis ist der positive Einfluss von Ausbildungen auf Verdienstmöglichkeiten, so erhalten Beschäftigte mit einem Universitäts- bzw. Fachhochschulabschluss brutto ungefähr doppelt so viel pro Stunde wie Personen mit einfachem Pflichtschulabschluss.
Jedes Jahr wird aufs Neue an unzähligen Strategien gefeilt, um den Gender Pay Gap in einen Zero Gender Pay Gap umzuwandeln. Eine dieser Taktiken ist die Offenlegung der Gehälter von Firmen mit dem sogenannten Entgelttransparenzgesetz, kurz „EntgTranspG“. Die Wirkung dieses Gesetzes ist jedoch umstritten, bisher hat es nur zu einer Gehälterangleichung zwischen den Geschlechtern geführt.
Eine weitere Taktik setzt auf das Schaffen von Bewusstsein für den Gender Pay Gap. Dazu wurde der Equal Pay Day ins Leben gerufen. Dieser Tag kennzeichnet jenen Kalendertag, bis zu dem Frauen über ein Jahr hinaus arbeiten müssen, damit sie auf das Einkommen der Männer in einem Kalenderjahr kommen.
Dieser Tag fällt in den verschiedenen Ländern auf unterschiedliche Zeiten. Heuer wurde er in Österreich am 25. Februar im Kalender notiert.
Selbst was bewirken?
Was kann man tun, um einem Wandel in diesem wichtigen Punkt zu bewirken? Männer sollten die Elternzeit mehr in Anspruch nehmen, denn je öfter Väter die Vaterkarenz nützen bzw. flexible Arbeitsmodelle beanspruchen, desto mehr wird sich das eingeprägte Bild der Geschlechterteilung am Arbeitsmarkt verändern. So wächst die junge Generation schon mit ganz anderen Rollenverteilungen auf, die sie im Arbeitsleben begleiten werden.
Frauen sollten sich nicht ständig unter ihrem Wert verkaufen. Wir müssen lernen, unseren eigenen Marktwert richtig einschätzen zu können. Man sollte offener mit seinem Einkommen umgehen und so vermeintliche Unterschiede am Lohnzettel bei gleicher Qualifikation und Position ausgleichen zu können.
Der Gender Pay Gap ist ein sehr präsentes Thema und wird es auch die nächsten Jahre noch bleiben. So lange, bis unsere Gesellschaft endlich erkennt, dass Leistung nicht geschlechtsabhängig ist und wir die alten Rollenbilder ablegen müssen, um Platz für Neues zu schaffen.